Dillenburg. Welche Gefahren gehen von Bahnanlagen aus und wie kann bei einer Havarie auf den Gleisen geholfen werden? Damit beschäftigten sich 24 Einsatzkräfte bei einer zweitägigen Informations- und Ausbildungsveranstaltung mit Mitarbeitern der Deutschen Bahn. Eine solche intensive Schulung hat für uns zum ersten Mal stattgefunden. Die Initiative dazu ist vom Notfallmanagement der Bahn ausgegangen. Hintergrund ist ein bundesweiter Kooperationsvertrag zwischen der DB AG und dem THW zur technischen Hilfe bei Schadensereignissen auf Bahnanlagen.
Zunächst informierte Benjamin Behrbohm, Notfallmanager von DB Netze und mit sechs weiteren Kollegen zuständig für etwas mehr als 200 Streckenkilometer in Mittelhessen, über Grundsätzliches zum Eisenbahnverkehr. So sind fast alle Gleisanlagen in Deutschland Eigentum der Bahn AG, darauf wickeln aber über 400 verschiedene Unternehmen den Personen- und Güterverkehr ab. Neben Zuständigkeiten im Schadensfall, den Alarmierungswegen und Einsatzabläufen bildeten die Gefahren aus dem Bahnbetrieb den Schwerpunkt der Ausführungen von Behrbohm. Das gelte besonders für zwei Punkte: wenn am Ereignisort der Zugverkehr auf Nachbargleisen weiter läuft und wenn die Oberleitung beschädigt ist. Die Sicherheit von Fahrgästen, Einsatzkräften und Bahnpersonal habe immer absolute Priorität.
Auf dem Dillenburger Bahngelände zwischen Hohlbrücke und ehemaligem Betriebswerk bekamen unsere Helfer das erklärt, was man als Reisender vor dem Zugfenster vorbeihuschen sieht: die Infrastruktur von Weichenzungen, Kabelanlagen für Signale und Oberleitungsmasten. Die 15.000 Volt für den elektrischen Bahnbetrieb sind ein besonderer Gefahrenpunkt und erfordern Sicherheitsabstände. Ohne eine Erdung durch Fachleute läuft an Einsatzstellen fast nichts. Wie das geht zeigte Behrbohm an Gleis 8, das stromlos geschaltet und mit Erdungsstangen gesichert wurde. Schließlich erläuterten Bahnmitarbeiter die Technik einer Diesellok, ermöglichten uns die Sicht eines Lokführers und demonstrierten das Bremsverhalten.
Schließlich nutzten wir die Bahnfahrzeuge für verschiedene Übungen. Unter Leitung von Zugführer Harald Kring ging es einmal um die Rettung eines verletzen Lokführers aus seinem Führerstand. Die Evakuierung von Reisenden war ein weiteres Thema. Böschungen und Bahndämme erschweren oft den Zugang zu einem havarieren Personenzug. Hier kann das THW aus seinem Einsatzgerüstsystem Plattformen und Stege bauen. Aus diesem Material kann auch mit Rädern in der Spurweite der Bahn schnell ein Gleiswagen zusammengesetzt werden, um Material zu unwegsamen Einsatzstellen zu bringen oder Verletzte von dort abzutransportieren.
Für unsere Helfer war es ein sehr interessanter Einblick in die Bahnwelt, die sich hinsichtlich Infrastruktur, Betrieb und Sicherheitsanforderungen deutlich vom Straßenverkehr unterscheidet.